Wie aus einem Hilferuf ein Projekt der Zukunft wurde

Wir sind reisenDas die Touristik eine sehr anfällige Branche ist, ist keine Neuigkeit. Wir haben in den letzten Jahrzehnten schon so einige Tiefpunkte überstanden. Da waren Golfkrieg 1 und 2, Wirtschaftskrise, Aschewolke und so einiges mehr. Die emotional einschneidendste Katastrophe war der Tsunami am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004. Ich sehe heute noch meinen Mann bei uns zu Hause auf den Stiegen sitzen und weinen. Jumbo Touristik war damals eine der Anlaufstellen für viele verzweifelte Menschen.

All das haben wir, zwar mit Schrammen aber doch, irgendwie überstanden.

Dann kam 2020 und Corona!

Von einem Tag zum anderen stand die ganze Welt Kopf. In den ersten Tagen waren wir rund um die Uhr damit beschäftigt unsere Kunden heil wieder nach Hause zu bekommen. Eine Aufgabe die uns manchmal an unsere Grenzen brachte, aber schlussendlich doch bewältigt wurde.
Nach dem Adrenalinschub kam das tiefe Loch. Eine Schockstarre. Ausgangssperren und Reisewarnungen entzogen uns die Geschäftsgrundlage. Eine ganze Branche mit mehr als 10.000 Mitarbeiter stand still.

Was nun?

Doch wer Touristiker kennt weiß, rumsitzen und stillhalten entspricht so gar nicht ihrer Natur. Um auch die Politik auf unsere prekäre Lage aufmerksam zu machen, starteten wir in der Branche einen Aufruf um eine Petition zu erstellen. Die jetzigen Gründungsmitglieder von «Wir sind reisen», gründeten eine Facebook Gruppe und formulierten Bitten und Forderungen an die Bundesregierung.

“Made in Austria”

Mittlerweile war es fast Sommer und der Gedanke weiterhin gemeinsame Projekte zu machen, wurde immer stärker und konkreter. Eine Plattform zur Vermarktung österreichischer Reiseprodukte sollte es werden. Unabhängigkeit von den deutschen Globalplayer, ein Produkt «Made in Austria» muss her.
Viele Gespräche folgten, Zoommeetings wurden auf Grund der Coronaauflagen gehalten, Reisen wurden ausgearbeitet und eine Homepage wurde erstellt.

Nun viele Wochen später sind wir sehr stolz auf unsere Arbeit und ebenso auf den Zuspruch, den wir von Branchenkollegen erhalten. Was sollten wir innovativen, kreativen Touristiker auch sonst machen, wenn wir nicht reisen dürfen.

Das Jahr 2020 ist wirklich eines der schlimmsten. Es hat uns zeitweise den Boden unter den Füssen weggezogen und Corona ist ein Horror, aber für eines bin ich in diesem Jahr unendlich dankbar, all diese wunderbaren Menschen kennengelernt zu haben.

Theresa Wendt – sie lässt Worte «tanzen» und das mit unglaublich viel Diplomatie und Scharfsinn.
Hannes Gröbner – von ihm konnten wir lernen wie Nachhaltigkeit auch bei Reisen umgesetzt werden kann.
Christian Pramberger – unser Mann, wenn es um Facebook & CO geht.
Gregor Pachmann – den wir, wegen seiner Sprachgeschwindigkeit, nicht immer ganz verstehen. Auch seine Finger sind beim WhatsApp schrieben zu schnell und treffen nicht alle Tasten. Gregor – wir bemühen uns alle wirklich sehr!
Herbert Frankenstein – ein Branchenurgestein (nein ich meine nicht sein Alter) sondern seine Kompetenz und Umsicht.
Clemens Frankenstein – der Junior, hat keine Angst vor Technik und kümmert sich um unser Aufrüsten, was ReiseApp und ähnliches betrifft.
Silvia Groniewicz – wenn wir wissen müssen, in welche Fallen wir tappen könnten, fragen wir sie.
Bernhard Stingl – der so einigen Hohn über sich ergehen lassen musste, weil er grundsätzlich durch jedes Förderprogramm rutscht.
Kati und Michael Ladurner – unsere jungen, engagierten Tausendsassas aus Kitz.
Familie Pletzer (Kati Mama und Papa) – Ein großes Danke für die Herzlichkeit und den unglaublichen Abend, der uns ein Stück Normalität in diesem ganzen Irrsinn beschert hat. Es hat unglaublich gut getan!

Eine der Schlüsselpersonen dieses ganzen Projekts ist Richard Senft – was soll ich sagen?
Wir bilden schon seit über 30 Jahren ein mehr oder weniger, eingespieltes Team. Seine Detailverliebtheit treibt mich manchmal an den Rand des Wahnsinns, aber wenn ich das Ergebnis sehe bin ich froh, dass es so ist.

Der Spruch „In jeder Krise steckt auch eine Chance“, hat ab jetzt für mich eine wirkliche Bedeutung und ich kann mit dem Jahr 2020 doch noch versöhnlich abschließen.

Danke Euch allen!

Silvia Senft